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Gesprächsabend zum Thema Demenz im Krankenhaus

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Demographischer Wandel bedeutet nicht nur, dass unsere Gesellschaft immer älter wird, sondern im letzten Lebensabschnitt auch immer behandlungsbedürftiger. Gesundheitspolitik und die Bemühungen der Krankenkassen tragen dieser Entwicklung Rechnung und die medizinische Versorgung scheint gesichert. Doch was Behandlung im Krankenhaus gerade im hohen Alter für demente Menschen bedeuten kann, dem wird noch viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Diesem zentralen Thema widmete der Ethik AK der KHG Würzburg den Diskussionsabend „Patienten mit Demenz im Krankenhaus“ – Besonderheiten bei Behandlungsentscheidungen und –zielen.

In Deutschland leben augenblicklich circa 1,3 Millionen Demenzkranke, ihr Anteil an den Krankenhauspatienten beträgt 12%. Für behandelnde Ärzte stellt sich hier eine schwierige tägliche Aufgabe. Neben der Frage, welche Therapiemöglichkeiten im Einzelfall bestehen, bedarf es einer besonderen Sensibilität mit Patienten dieser Art überhaupt umzugehen.

Dr. Christine Leonhard, Fachärztin für Psychiatrie und Psychologie aus der psychiatrischen Klinik in der Füchsleinstraße behandelt als Spezialistin dieses Krankheitsbild in allen Stadien. „Das größte Risiko für diese häufige Erkrankung ist und bleibt das Alter“, stellte sie sachlich fest. Wenn man bedenkt, dass 2030 25% aller Deutschen über 65 sein werden, lässt sich leicht die weitere Entwicklung vorhersehen. Leonhard gab zu bedenken, dass Demenz nicht nur im fortgeschrittenen sichtbaren Stadium vorliegt, sondern sich schon weit früher andeutet und behandelt werden sollte. Im jeden Fall geht es darum mit davon betroffenen Menschen würdevoll umzugehen und ihnen die Orientierung im Alltag möglichst zu erleichtern.

Aus der Sicht der Angehörigen ging Lisa Brummel von der HALMA e.V. Würzburg (Hilfe für alte Menschen im Alltag) auf die Problemlage ein. Sie und ihre Kollegen beraten im ganzen Bereich der Gerontopsychiatrie. Ein wichtiges Anliegen ihrerseits ist es, den Angehörigen zu vermitteln, die Krankheit überhaupt zu akzeptieren. „Das fällt naturgemäß schwer, wenn z.B. eine demente Mutter sich plötzlich wie ein kleines Kind verhält.“ Brummel empfiehlt, die Erfahrungen mit den Kranken nicht persönlich zu nehmen, sondern ihnen mit einer gewissen Distanz und Gelassenheit zu begegnen.

Nähe zu den Angehörigen und gewohnte häusliche Umgebung erleichtern den Umgang mit der Krankheit. Wenn aber ein Krankenhausaufenthalt ansteht, zeigen sich die Symptome meist deutlicher und es ist mit zusätzlichen Schwierigkeiten zu rechnen. Aus Sicht eines Facharztes der Chirurgie schilderte dies Dr. Christoph Weißer. Notwendige Eingriffe müssten häufig unter Zustimmung eines Richters bewilligt werden, was das Verfahren verkompliziert. Darüber hinaus muss von der ersten Anamnese an der Aufenthalt viel sorgfältiger geplant werden als bei anderen Patienten.

Ein längerer Aufenthalt verschlechtert das Krankheitsbild, da durch die ungewohnte Umgebung der Grad der Verwirrung zunimmt. Ein positiver Effekt kann aber erzielt werden, wenn der Partner den Patienten im Krankenhaus begleitet und so ein Stück Vertrautheit mitbringt. Inzwischen kann durch das sogenannte „Rooming In“, das Miteinziehen ins Krankenzimmer, ein ständiger Begleiter in der Nähe eines dementen Patienten sein.

Dieses Modell lässt allerdings nur im Ausnahmefall verwirklichen. In der Realität sind die Behandlung und die nötige Aufsicht dem Personal des Krankenhauses übertragen. Das stellt die Mitarbeiter nicht selten vor kaum lösbare Probleme, wie Kardiologe Dr. Kilian Distler anmerkte. Er berichtete von einem Fall, in dem ein Patient sich trotz halbstündiger Überwachung und Fixierung zu Tode gestürzt hatte. Die Sicherung dementer Patienten wird durch immer neue Methoden auch elektronischer Art verbessert. Dennoch lässt sich eine persönliche Betreuung nach Ansicht von Dr. Distler durch nichts ersetzen. In seinem Fachbereich der inneren Medizin sei schätzungsweise beinahe jeder dritte Patient auch an Demenz erkrankt. Es sei ein enormer Aufwand, neben der eigentlichen physischen Versorgung gleichzeitig sicherzustellen, dass die Betroffenen auch psychisch stabilisiert und betreut würden.

Die Beiträge des Abends machten deutlich, dass demente Patienten im Krankenhaus sowohl für die Betroffenen, wie auch für die Ärzte ein schwer zu bewältigendes Problem darstellen kann. Nicht selten muss festgestellt werden, dass ein Klinikaufenthalt das psychische Krankheitsbild verschlechtert hat und sich erst langsam wieder durch die Orientierung in vertrauter Umgebung bessert.

Diese Erkenntnisse spiegelten auch die Erfahrungen der Zuhörer wider. Als pflegende Angehörige ist ihnen bewusst, welche Verantwortung sie tragen und ganz konkret stellte sich die Frage, wann ein Krankenhausaufenthalt wirklich angezeigt ist und dem Betroffenen in seiner psychischen Situation nicht mehr schadet als nützt. Eine schwer zu beantwortende Frage.

(Jan Weismantel)